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FGM/C-Fachtagung bei baobab – zusammensein e.V.

Der 6. Februar ist der internationale Tag „Null-Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung“. Aus diesem Anlass und um die Arbeit aus dem ersten Jahr des Landesprojekts Elikia zur Prävention von weiblicher Genitalverstümmelung in Niedersachsen zu rekapitulieren, veranstaltete baobab – zusammensein am 6. Februar 2025 die Fachveranstaltung „FGM/C-Prävention im Spannungsfeld zwischen Migration und Kultur. Welche Herausforderungen bestehen für Niedersachsen?“ mit ca. 30 Gästen in der baobab-Geschäftsstelle nach Hannover.

Die Vorstandsvorsitzende von baobab – zusammensein e.V., Régine Aniambossou, zeichnete zunächst die Schritte auf, die zum Projekt Elikia führten und machte deutlich, dass die Umsetzung kein singuläres Projekt darstellt, sondern tief eingebunden ist in die Arbeit mit und für die afrikanische Community in Niedersachsen. (Siehe auch die schriftliche Fassung des Beitrages.)

Anschließend fasste Kass Kasadi, Projektleiter und baobab-Geschäftsführer, die bisher geleistete Arbeit im Rahmen des Projektes zusammen. Er betonte auch sehr deutlich, dass die Präventionsarbeit nur unter Einbindung der Betroffenen und der gesamten afrikanischen Community erfolgreich sein. Kulturaffinität und Sprachverständnis sind Grundvoraussetzung, damit Betroffene wirklich unterstützt werden können und Beratung oder medizinische Betreuung nicht in einer Retraumatisierung für die Frauen und Mädchen endet. (Siehe auch die schriftliche Fassung des Beitrages.)

Nach Herrn Kasadis Vortrag übernahm Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, das Mikrofon. Er ruft dazu auf, „gemeinsam dafür zu kämpfen, dass FGM/C ein für alle Mal der Vergangenheit angehört.“ Der Weg dahin ist jedoch noch lang und es bedarf eines „hohe(n) Maß an Feingefühl und interkultureller Kompetenz“. Dies kann über das vom Ministerium geförderten Landesprojekt Elikia erfolgen, in dem „niederschwellige Aufklärungs- und Präventionsarbeit“ geleistet wird. (Siehe auch die schriftliche Fassung des Beitrages.)

Im Anschluss folgte der Beitrag von Monica Plate,Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Hannover. Für sie stand der Austausch von Wissen im Zentrum, um Menschen verstehen und ihnen angemessen gegenüber treten zu können. Im speziellen Fall von FGM hat man/frau vielleicht das Buch oder den Film „Wüstenblume“ von und über Waris Dirie wahrgenommen, doch der Weg hin zu einem wirklichen Verständnis ist noch weit. baobab – zusammensein mit seiner Arbeit ist hier ein wichtiger Wegbereiter, um in Beratung, gesundheitlichen Ausbildung und politischen Strukturen Möglichkeiten zu schaffen, FGM/C-Prävention zu etablieren. (Siehe auch die schriftliche Fassung des Beitrages.)

Univ.-Prof. Dr. Mechthild M. Groß, Leitung Forschungs- und Lehreinheit Hebammenwissenschaft, Medizinische Hochschule Hannover, ging in ihrem Redebeitrag auf die immense Bedeutung ein, Betroffene in die Ausbildung von Hebammen einzubinden ,und sie somit mit dieser Realität vertraut zu machen, damit eine gelingende Betreuung und Begleitung erreicht werden kann und die Hebammen nicht schockiert und gehemmt auf eine Betroffene im Kreissaal reagieren und damit die Frau allein lassen. Gerade im ländlichen Raum Niedersachsens mit kleinen Einrichtungen ist dies von immenser Bedeutung, denn hier kann kein großes Team, wie in großen Städten, die Unsicherheit einer Person abfedern.

Anschließend kamen zwei Betroffene, Chinonso Maureen Ebere und Oumou Kaita, zu Wort. Oumou berichtete von ihren Erfahrungen bei der ärztlichen Beratung zu möglichen Behandlungen im Rahmen einer Wiederherstellung: Unwissenheit und Unverständnis auf der Gegenseite führen zu Retraumatisierung. Hier fehlt eindeutig eine einfühlende und transkulturelle Kompetenz.

Chinonso berichtete dann zum einen davon, wie gut es für Betroffene ist, auf ein Netzwerk treffen zu können, in dem ihre Probleme ernst genommen werden, und in dem Menschen arbeiten, die sie sowohl sprachlich als auch sozialisierungsbedingt angemessen wahrnehmen. Wünschenswert sei der flächendeckende Ausbau verschiedener baobab-Zentren in Niedersachsen.

Zum Abschluss trat noch Djenabou Diallo Hartmann, MdL Bündnis 90/Die Grünen, an das Mikrofon. Sie bedankte sich bei Herrn Minister Philippi für die Förderung des Projektes auch in Zeiten von Haushaltskürzungen und betonte die immense Bedeutung des Projektes für die Teilhabe von Afrikaner*innen in Niedersachsen.

Nach diesem offiziellen Teil mit den Reden ging es über in den informellen Teil der vielen wertvollen Gespräche in kleinen und großen Gruppen.

Wir möchten uns auf diesem Weg ganz herzlich bedanken bei allen Anwesenden und bei unseren Kooperationspartner*innen, die dazu beigetragen haben, dass das Projekt Elikia erfolgreich umgesetzt werden kann.